"Meine sehr verehrten Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Schüler!
Daß Sie unserer Einladung (in so großer Zahl) gefolgt sind, erfüllt uns mit Freude. Ich danke Ihnen für Ihr Erscheinen und heiße Sie herzlich willkommen. Insbesondere darf ich die Vertreter der Geistlichkeit und der Behörden von Land, Kreis und Stadt begrüßen, den Vorsitzenden des Verbandes der Musikschulen sowie deren Vertreter aus Nordrhein-Westfalen, die örtlichen Schulen und die Presse.
Wir haben uns heute hier versammelt, um in einer Feierstunde des 25-jährigen Bestehens der Musikschule zu gedenken. Was zur Gründung der Schule führte, wie sie gewachsen ist und heute steht, möchte ich hier nicht weiter ausführen. Ich darf Sie bitten, dies, falls Sie es noch nicht getan haben, auf Seite 2 unserer Festschrift nachlesen zu wollen.
Aber nach 25 Jahren Arbeit ist es doch an der Zeit, einen Rückblick auf das Gewollte und Geleistete zu werfen. Im Ablauf der Geschichte sind 25 Jahre keine lange Zeit. Für uns Ältere ist das Jahr 1942, in dem diese Schule gegründet wurde, noch so nahe, als hätte sich alles erst kürzlich ereignet. Es war die Kriegszeit mit all ihren Schrecken, die die ersten drei Jahre überschattete. Wenn wir aber darüber nachdenken, was in diesen 25 Jahren alles geschehen ist, so ist es doch eine lange Zeit. Wir brauchen erst gar nicht alle Ereignisse aufzuzählen, die inzwischen schon Geschichte geworden sind; ich nenne nur das turbulente Kriegsende, die schrecklichen Jahre danach, der langsame Aufstieg, der mit der Gründung der Bundesrepublik begann.
Vielmehr wollen wir uns vergegenwärtigen, was diese, unsere Schule in dem Viertel-Jahrhundert zuwege gebracht hat.
Das Entscheidende in den Absichten der Gründer war und ist die Breitenarbeit - für die wir uns im Übrigen all die Jahre hindurch der tatkräftigen Förderung durch das Land, den Kreis und die Stadt erfreuen durften. Breitenarbeit, das heißt: so viele junge Menschen wie nur möglich an die Musik und ihren bildenden und erzieherischen Gehalt heranzuführen. Denn wer auch nur einige Jahre in seinem Leben selbst musiziert hat, auch dann, wenn er diese Selbsttätigkeit später wieder aufgibt, hat einen Schatz gewonnen, der ihm nie geraubt werden kann. Ehemalige Schüler, z.T. solche, deren Kinder heute schon unsere Schule besuchen, bestätigen uns immer wieder, mit welcher Freude sie an ihre Unterrichtszeit hier zurückdenken.
Der musikalisch Geschulte wird jedenfalls immer eine große Hochachtung vor allen Künstlern, seien es Komponisten oder Interpreten, bewahren und diese Hochachtung wird sich auch auf die anderen Künste übertragen und schließlich, das wissen wir alle, ist keine Kunst möglich ohne ein aufnehmendes, d.h. hörendes oder betrachtendes, dabei gut geschultes Publikum.
Damit diese Breitenarbeit auch weiterhin erzielt werden kann, d.h. möglichst viele aktive und passive, also nur hörende Musiker, herausgebildet werden, ist natürlich auch eine gründliche Ausbildung des Musiklehrernachwuchses nötig, sowie des Nachwuchses an ausübenden Musikern. Es ist uns eine ganz besondere Freude, wenn wir bei diesem Rückblick feststellen, daß eine Anzahl unserer früheren Schülerinnen und Schüler heute an Bühnen und in Orchestern tätig ist; daß viele Kirchenmusiker durch unsere Schule gegangen sind; daß zahlreiche Privatmusiklehrer und Schulmusiker hier ausgebildet wurden, bzw. die Grundlagen für ihr weiteres Studium empfangen haben; daß viele Volksschullehrer, die ja vor allem in der musikalischen Breitenarbeit stehen, hier ihr musikalisches Rüstzeug bekommen haben. Ganz zu schweigen von den Vielen, die, ohne daß sie die Musik zu ihrem Beruf gemacht haben, weiterhin im privaten, häuslichen Kreise oder in Liebhaberorchestern und Chören mit Leidenschaft musizieren.
Ein besonderes Dankeswort sei mir an dieser Stelle noch an die Eltern unserer Schüler gestattet, die ihren Kindern den Musikunterricht ermöglichen und damit einen wesentlichen Beitrag zur Erziehung der Jugend und zum Besten der allgemeinen Musikkultur leisten. Meine 'Festmusik', deren Uraufführung Sie gleich hören werden, soll Ihnen in größerer Anlage und Ausdehnung zeigen, was Lehrer und Schüler des Konservatoriums in gemeinsamer Anstrengung zu leisten imstande sind. Meine Kolleginnen und Kollegen haben mich in vorbildlicher Weise beim Einstudieren des Werkes unterstützt; ohne diese aufopfernde Mitarbeit wäre die Aufführung nicht möglich gewesen. Ihnen und allen Mitwirkenden gilt mein herzlicher Dank.
Ich darf mich nun zum Schluß zum Sprecher des Kollegiums machen. Unser aller Dank gilt unserer verehrten Direktorin und Gründerin, Frau Elisabeth Herkenrath, die nun seit 25 Jahren die Geschicke der Schule leitet. Dieses Jubiläum ist auch das ihre und das Kollegium erlaubt sich aus diesem Anlaß ihr zum bleibenden Gedenken daran, eine der kostbarsten Handschriften der abendländischen Musik im Faksimiledruck zu überreichen: die Partitur von Bachs 'Brandenburgischen Konzerten'. Möge Ihnen, verehrte Frau Direktorin, dieser schönen, ruhigen und ausgeglichenen Notenschrift, aus der allein schon die ungeheure Größe des Komponisten und seiner Musik spricht, Freude und Erbauung bereiten".